Meine ersten Schritte auf dem Bau , tat ich in einer Abbruchfirma. Da ich schwere Arbeit im Grunde gewohnt war , machte mir der Umgang mit schweren Abbruchgeräten nicht sonderlich viel aus. Es war natürlich gewöhnungsbedürftig , weil es ja alles ungeübte Handgriffe und andere Einwirkungen auch auf den Körper hatte. Vorher frische Seeluft und dann auf einmal Staub, Lärm und Vibrationen die doch auf den Körper gingen. Wir zerkleinerten Betondecken und Wände mit Presslufthämmer, zogen ganze Wände mit Radlader oder Raupe um, sortierten Metalle und Gesteinsgut und fraßen uns sogar durch Bunkerwände. Im Grunde stupide Zerstörung mit einem umsichtigen Verstand gepaart, denn Unfälle waren hier vorprogrammiert, schaltete man Vorsicht und Umsicht gänzlich aus. Natürlich wurde auch mal was gewagt und da war ich meistens mit dabei.
Auf Dauer war das aber auch nicht so richtig was für mich und so war ich froh, das ich bei dem Bau des KKW Unterweser eingesetzt wurde. Dort suchte man einen gewieften Bauhandwerker ,der bereit war, was anderes zu lernen:das arbeiten mit Diamanttechnik. Um Staub u. erschütterungsfreie Durchbrüche herzustellen bediente man sich mit Rohren ,die eine Arbeitslänge von 400 mm und am oberen Rand mit Diamantsegmenten belegt waren. Das andere Ende des Rohres wurde mit einer Spannvorrichtung versehen , damit das Rohr auf einer Spezial-Bohrmaschine fixiert werden konnte. Diese Maschinen hatten einen sogenannten Scherstift ,der immer dann kaputt gehen sollte, wenn die Bohrkrone ( So heißt das diamantbesetzte Rohr noch heute) auf ein blockierendes Hindernis stieß und somit ein Schaden an der Welle des Bohrmotors verhinderte. Heute haben die Maschinen sogenannte Rutschkupplungen ,die das gleiche Ziel haben. Der Scherstift musste immer erneuert werden ,was mitunter ganz schön nervig war. Gebohrt wird mit einer Bohrlafette (Bohrständer) die eine gewisse Arbeitslänge haben muss , weil auf ihr der Bohrschlitten (Support) mit dem Bohrmotor und Bohrkrone als Vorschub agiert. Das ganze wird gedübelt, gespannt oder mit Vakuum an Decke ,Wand oder auch über dem Kopf montiert. Die Energie oder der Antrieb ,damit sich das ganze auch dreht habe ich mit Pressluftmotoren, E-Motoren und hydraulischen Aggregaten kennen gelernt. Das gebräuchlichste im Haushalt ist Elektro weil auch die Bohrdurchmesser kleiner sind. Für Großvolumige Bohrungen (400-900mm Durchmesser) sollte man grundsätzlich hydraulisch bohren wegen der besseren Krafteinteilung. Alles was darüber hinaus geht wird mit der Loch- oder Zirkelsäge hergestellt. Hierfür wird ein diamantbesetztes Seil eingesetzt was auf einem speziellen Einsatzgerät montiert wird.
Diese runden Öffnungen werden als Kabelführung bis hin zur Deckenöffnung für eine Wendeltreppe genutzt. Diamantbohrtechnik hat den Vorteil das es nur eine saubere Schnittkante gibt und das Umfeld nicht mit zerstört wird, so das anputzen und ausbessern (wie es beim stemmen notwendig ist ) komplett entfällt. Das gleiche Prinzip findet man auch beim Diamantsägen. Das funktioniert in etwa wie eine Kreissäge , nur das diese auf vormontierten Laufschienen arbeitet. Das Sägen mit Diamantblättern wird für Tür- und Fensteröffnungen bis zu einer Wandstärke von 600 mm eingesetzt wobei hier aber noch Eckbohrungen anfallen wenn nicht überschnitten werden darf. Dieses fällt alles flach wenn eine Seilsäge eingesetzt wird. Seilsägen ist fast dimensionslos da beliebig langes Seil mit mehreren Umlenkrollen das geplante Objekt erreicht. Man kann komplette Autobahnen oder Brücken sowie ganze Häuser in einem trennen , wenn man es denn will und soll. Das Spektrum Abbruchtechnik mit Diamanten umfasst eine Menge Anwendungstechniken, logisches Denken und verantwortliches Handeln mit Mensch und Maschine. Ich habe an einigen Seminaren und Fortbildungskursen teilgenommen und kann ein paar Diplome vorweisen. Die Arbeit selber ist oft nass und auch etwas schmutzig aber bei weitem nicht so schwer wie der normale Abbruch. Ich habe eine menge gelernt und bin auch viel für spezielles eingesetzt worden. Man war eigenständiger Monteur und hatte einen Gerätewagen der mit den grundsätzlichen Arbeitsgeräten ausgestattet war. Ich habe diesen Beruf des Diamantkernbohr –säger fast 24 Jahre ausgeübt. In der letzten Firma war ich 20 Jahre beschäftigt und hier musste ich dann auch den Beruf an den grossen Nagel hängen weil mir meine Gesundheit einen Streich spielte. Ob ich es noch mal tun würde? N/JEIN
Auch beim Bohren mit der Seefahrt verbunden
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